Mit Amazons Echo (Dot) und der digitalen Assistentin Alexa steuert man bequem sein smartes Zuhause. Warum Alexa also nicht auch im Auto verwenden? Die Automobilhersteller Ford und VW haben angekündigt, Alexa in einige ihrer Fahrzeuge zu integrieren. Mit etwas Bastelgeschick kann man aber schon jetzt jedes Auto mit Alexa ausrüsten. Sie liest dann auf Sprachanweisung beispielsweise Nachrichten und eBooks vor, steuert das smarte Zuhause oder gibt Musik wieder.
Internet-Zugang für den Echo Dot
Damit der Amazon Echo Dot im Auto funktioniert, benötigt er einen Internet-Zugang per WLAN. Nur so können die Sprachbefehle an Amazons Cloud-Server gesendet, ausgewertet, umgesetzt und gegebenenfalls Antworten gegeben werden. Auch um Musik abspielen zu können, benötigt der Echo Dot eine Internet-Verbindung, denn er besitzt kein Speichermedium, um darauf Musikdateien lokal abzuspeichern. Der Dot unterstützt nativ ausschließlich Musik-Streaming über Amazon Music, Spotify und das Internet-Radio-Portal TuneIn.
Voraussetzung: abschaltbare Kfz-Bordspannungssteckdose
Von Haus aus bieten nur wenige Fahrzeuge (meist) der Oberklasse einen Internet-Zugang per WLAN. In der Regel wird man also mobiles Internet im Auto nachrüsten müssen. Prinzipiell gibt es dafür zwei Lösungen: einen mobilen WLAN-Router mit 3G- oder 4G-Unterstützung oder ein Smartphone, das als Hotspot arbeitet. Egal, für welche der beiden Lösungen man sich entscheidet: In jedem Fall sollten die Geräte dauerhaft mit der Kfz-Bordspannungssteckdose über einen USB-Ladeadapter verbunden sein, denn sonst sind die Geräte-Akkus in kürzester Zeit leergelutscht.
Davon abgesehen gibt es noch einen weiteren guten Grund für die feste Installation eines Internet-Zugangs im Auto: Verbindet man den mobilen WLAN-Router oder das Smartphone mit einer Bordspannungssteckdose, die erst bei eingeschalteter Zündung Strom liefert, dann steht das WLAN nur dann zur Verfügung, wenn man das Auto auch benutzt. Das vermeidet unnötigen Stromverbrauch und entlastet die Autobatterie. Für das Projekt musste eine solche abschaltbare Bordspannungssteckdose in einem BMW Z4 allerdings erst nachgerüstet werden, denn die Bordspannungssteckdose in der Mittelkonsole liefert dauerhaft Strom. Um bei längeren Fahrten beispielsweise ein Smartphone aufladen zu können, sollte man sie ohnehin nicht dauerhaft blockieren.
Internet im Auto: Mobilfunk-Router
Im optimalen Fall bauen mobiler Router oder Smartphone nach dem Einschalten der Zündung automatisch ein WLAN auf. Beim Abstellen der Zündung schalten die Geräte ab und das bordeigene WLAN ist aus. So die Theorie. In der Praxis klappt das nicht immer. Denn einige WLAN-Router stellen erst auf Knopfdruck ein WLAN zur Verfügung und nicht, sobald sie Strom erhalten. Außerdem besitzen die meisten mobilen Router einen Akku. Sobald die Zündung abgeschaltet ist, bleiben sie weiter aktiv, bis der Akku leer ist. Akku raus ist keine Lösung, denn die meisten mobilen WLAN-Router funktionieren nicht ohne eingelegten Akku.
Das gilt auch für Smartphones. Auf die Verwendung eines Smartphones als WLAN-Hotspot habe ich deshalb verzichtet. Stattdessen kommt ein mobilen Router zum Einsatz, der ausschließlich mit einer USB-Stromversorgung arbeitet und ein WLAN aufbaut, sobald er Strom erhält.
Ein geeignetes Modell ist der TP-Link TL-MR3020. Der handflächengroße Router kostet knapp 25 Euro, benötigt allerdings noch einen kompatiblen 3G- oder 4G-Surfstick für die USB-Schnittstelle, um darüber eine Mobilfunkverbindung aufbauen zu können. Solche Sticks gibt es ab etwa 15 Euro. Prinzipiell reicht ein UMTS-Stick mit Übertragungsraten von bis zu 5,76 Mbit/s im Upstream und 7,2 Mbit/s im Downstream aus, denn Alexa überträgt bei einer Sprachanforderung nur geringe Datenmengen. Damit es mit dem unterbrechungsfreien Musik-Streaming auch bei höherer Fahrgeschwindigkeit klappt, ist ein mobiler LTE-Stick aber die bessere Wahl. Im Projekt kommt der 4G-Stick Huawei E3372 zum Einsatz, der im Upload bis zu 50 und im Download bis zu 150 Mbit/s überträgt. Voraussetzung dafür ist ein passender Mobilfunktarif mit entsprechender Bandbreitenunterstützung.
Datentarif für Alexa
Der mobile WLAN-Router benötigt einen Datentarif mit Inklusiv-Volumen. Das Datenvolumen sollte dem erwarteten Nutzungsprofil entsprechen. Für Musik-Streaming über den Echo Dot muss man mindestens zwei Gigabyte, besser aber mehr einplanen. Ist bereits ein üppiges Inklusiv-Volumen im Smartphone-Tarif vorhanden, dann verwendet man eine Multi-SIM. Das Datenvolumen kann sowohl mit dem Smartphone als auch dem Daten-Stick verbraucht werden. Je nach Anbieter kostet die zweite SIM eine monatliche Gebühr von ein paar Euro. Langjährige Kunden erhalten sie von ihrem Mobilfunk-Provider meist gratis. Eine Multi-SIM von O2 mit LTE-Tarif erledigt den Job im Huawei Surfstick am TP-Link Router.
Der richtige USB-Ladeadapter für die Kfz-Bordspannungssteckdose
Zum Anschluss des mobilen WLAN-Routers und des Amazon Echo Dot benötigt man einen USB-Ladeadapter für die Kfz-Bordspannungsdose mit mindestens drei Slots. Zwei für den TP-Link Router und einen für den Amazon Echo Dot. Der Ladeadapter wandelt die 12/24 Volt der Autobatterie auf die benötigte USB-Spannung von etwa 5 Volt um. Auf der sicheren Seite ist man mit einem Anker PowerDrive 50 W USB-Ladeadapter, der pro Port 2,4 A liefert.
Der Echo Dot nimmt zwischen 3 und 3,8 Watt auf, der verwendete Router zusammen mit dem 4G-Stick etwa 5,5 Watt. Das ist zwar weniger als der Ladeadapter an einem einzelnen USB-Port zur Verfügung stellt, trotzdem sollte man zwei USB-Ports verwenden, um die Router-LTE-Surfstick-Kombi mit ausreichend Strom zu versorgen. Ein passendes Y-Kabel liefert TP-Link zum Router praktischerweise gleich mit.
Amazon Echo Dot anschließen und mit dem Autoradio verbinden
Der Verkabelungsaufwand für den Echo Dot hält sich in Grenzen. Einfach das USB-Kabel in den Ladeadapter einstöpseln und er ist betriebsbereit. Über die Alexa App verbindet man den Amazon Echo Dot mit dem aufgespannten WLAN des TP-Link-Routers. Ordentlichen Sound bei der Musikwiedergabe liefert der Echo Dot nur über das Autoradio. Besitzt es eine Bluetooth-Funktion, dann koppelt man den Dot über die drahtlose Verbindung. Allerdings hat das Ganze einen Haken, denn auch nach erfolgreichem Pairing erstellt der Dot keine automatische Bluetooth-Verbindung. Man muss sie mit dem Sprachbefehl „Alexa, verbinden“ jedesmal neu aufbauen.
Alternativ verwendet man ein Audio-Kabel und schließt den Dot damit an den AUX-Anschluss des Autoradios an. Ganz ohne Nachteil ist das aber nicht, denn der interne Lautsprecher des Echo Dot ist dann dauerhaft deaktiviert. Möchte man beispielsweise UKW-Radio hören und richtet gleichzeitig eine Frage an Alexa, dann hört man nichts. Dazu muss man erst manuell auf den AUX-Eingang des Autoradios umschalten. In der Regel ist es deshalb praktischer, den internen Lautsprecher des Echo Dot zu benutzen und nur für das Musik-Streaming eine Bluetooth-Verbindung zum Autoradio herzustellen. Um die Verbindung zu beenden, braucht man nur „Alexa, trennen“ zu sagen.
Amazon Echo Dot und LTE-Router sicher montieren
Das richtige Plätzchen für den Echo Dot und den Router mit Surfstick im Auto zu finden, hängt individuell vom Fahrzeug ab. Eines sollte man auf jeden Fall nicht tun: beides lose im Auto rumfliegen lassen. Zu groß ist die Gefahr, dass bei einer Bremsung die Teile im Innenraum durch die Gegend fliegen und Insassen verletzen.
Bei meinem BMW Z4 habe ich den 4G-Router versteckt in einem verschließbaren Fach zwischen den Sitzen untergebracht, den Echo Dot zwischen den Sitzen befestigt, sodass er die Sprachbefehle aufnehmen kann und die Antworten gut zu verstehen sind.
Praxis: Alexa im Auto
Die Kombination aus TP-Link TL-ML3020 und Huawei E3372 ist in etwa 1:18 Minuten einsatzbereit. Das ist recht langsam, liegt aber am Surfstick, der etwas Zeit benötigt, um sich im Mobilfunknetz einzubuchen. Der Echo Dot stellt automatisch eine WLAN-Verbindung zum Router her. Die Geschwindigkeit der mobilen Internet-Verbindung reicht in der praktischen Anwendung völlig aus. Bei Autobahn- oder Überlandfahrten kann es aber vereinzelt zu Verbindungsabbrüchen kommen: entweder weil keine ausreichende Netzabdeckung gegeben ist oder eine hohe Fahrzeuggeschwindigkeit die Verbindung beeinträchtigt.
Alexa erleichtert im Auto durch die Handsfree-Bedienung einige Aufgaben. So lässt sich beispielsweise das Abspielen von beliebigen Songs per Zuruf erledigen. Man muss nicht mehr an irgendwelchen Knöpfen rumdrücken und dabei auf eine Display gucken. Es reicht aus, den gewünschten Song oder Interpreten zu nennen. Neben Musik lassen sich auch Hörbücher abspielen oder Nachrichten verschiedener Nachrichtenportale vorlesen. Einige Skills erweitern das Anwendungsspektrum im Auto erheblich. So kann man Google befragen, Einfälle auf eine Bring!-Merkliste setzen sowie Aufgaben und Termine unterwegs organisieren. Wer gerade auf dem Weg nach Hause ist und seine Wohnung aufheizen möchte, kann das ebenfalls per Sprachbefehl tun, denn Alexa unterstützt mit dem Echo Dot die komplette Smart-Home-Steuerung.
Es gibt aber einige Dinge, die nicht funktionieren. Darunter fallen ortsbasierte Dienste. So lässt sich beispielsweise nicht die nächstgelegene Tankstelle oder ein Restaurant ausfindig machen. Dazu benötigt man doch wieder ein Smartphone mit GPS-Funktion.
Fazit
Alexa ins Auto zu bringen, ist nicht besonders schwierig, aber mit etwas Bastelarbeit verbunden. Am aufwendigsten war die Montage einer zündungsgeschalteten Kfz-Bordspannungssteckdose. Router mit Surfstick und Amazon Echo Dot waren dagegen schnell verstaut und angeschlossen. Insgesamt muss man mit Kosten von etwa 125 Euro rechnen. Dazu kommt noch ein mobiler Datentarif. In der Praxis stört einzig die lange Startzeit des Gesamtsystems. Die Bremse ist dabei der Surfstick. Verbindungsausfälle sind recht selten, sofern ein Tarif eines Mobilfunkproviders mit guter Netzabdeckung gewählt wird. Der Aufwand lohnt sich aber: Alexa hat sich als hilfreiche digitale Beifahrerin im Auto entpuppt.
Hallo, sehr schöner und detailreicher Artikel. Sehr gut sind die Hinweise auf das automatische Starten des Routers und des Echo. Werde mein Auto auch aufrüsten.
Wozu eigentlich der TP Router?
Der Surfstick an einen freien USB Anschluss am Adapter würde doch genau so funktionieren.
Oder liege ich da falsch?
Hi Stefan,
du liegst falsch. Der Surfstick ist von Haus aus sehr dumm. Der TP Router setzt den Datenstrom vom Stick um und baut das benötigte WLAN für den Echo Dot auf.
Viele Grüße
Oliver
Sehr aufschlussreicher Artikel. Hat mir sehr geholfen.
Gruß
Reinhardt
Sehr hilfreicher Artikel, vielen Dank dafür.
Ich werde meinen Dot ebenfalls ins Auto integrieren, dazu bestelle ich mir einen passenden Akku (gibts bei Amazon), den ich als Batteriepuffer verwende, dieser soll während der Fahrt aufgeladen werden und gleichzeitig Strom an den Dot liefern, den Klinkenanschluss verbinde ich mir dem Radio-Navi über Aux, da mein Smartphone schon per Bluetooth als Mediaplayer/HFP verbunden ist und zwei Bluetooth Quellen nicht gleichzeitig genutzt werden können. Die Echo-Akku-Kombination stecke ich in den vorderen Becherhalter bei meinem Hyundai i30 CW (Bj. 2015). Über den Handy Hotspots geht es ins Netz (11 GB monatlich verfügbar). Beim morgendlichen Start ist Alexa dank Akku sofort verfügbar (Echo Dot Akku standby ca. 24 Stunden).
Schöne Anleitung, danke!
@Softwaretester: Welchen Akku verwendest du genau? Und: Ist er zu empfehlen?
Danke und Gruss