Test Parrot Flower Power Planzensensor - Lass Blumen sprechen

Die meisten Lebewesen können sich bemerkbar machen, wenn sie etwas benötigen. Pflanzen nicht. Sie sind stumm. Die Kommunikation mit ihnen verläuft entsprechend einseitig, wenn Menschen mit ihren Blumen und Grünpflanzen sprechen. Viele Pflanzenliebhaber bilden sich ein, ihre Pflanzen würden nur deshalb besonders gut gedeihen, weil sie mit ihnen reden. Vermutlich liegt es eher daran, dass sich die Pflanzenflüsterer generell viel intensiver um ihre Gewächse kümmern als andere Menschen. Wem diese besondere Hingabe fehlt und erst bemerkt, dass einer Pflanze etwas fehlt, wenn sie vertrocknet ist und keine Blätter mehr hat, der kann sie durch den Parrot Flower Power zum Sprechen bringen. Integrierte Sensoren im Flower Power erfassen Luft- und Bodentemperatur, Düngeranteil und Wassergehalt des Bodens sowie die Sonneneinstrahlung. Die Daten schickt der Pflanzensenor über eine Bluetooth-Verbindung auf ein Apple iPhone oder iPad. Die passende Flower Power App übermittelt die Daten weiter an einen Parrot-Server, der die Informationen je nach Pflanze auswertet und die Ergebnisse an das iOS-Gerät zurücksendet. Über die App meldet die Pflanze dann ihren Wasser- und Düngerbedarf, teilt mit, ob ihr zu warm oder zu kalt ist oder dass sie einfach nur zu wenig oder zu viel Sonne abbekommt und umgestellt werden will.

Erde, Wasser, Luft

Der Flower Power Pflanzensensor ist einem abgebrochenen Ast nachempfunden und in den Farben Grün, Türkis und Braun erhältlich. Das billig wirkende Gehäuse besteht aus einfachem Kunststoff und beherbergt neben Elektronik und Helligkeitssensor eine AAA-Batterie zur Stromversorgung. Der Flower Power ist wasserdicht und damit auch für den Außeneinsatz im Garten geeignet. Er soll Temperaturen von -10 bis +55 Grad Celsius aushalten. Im Test wurde er Temperaturen von -5 bis +45 Grad Celsius ausgesetzt, die er klaglos überstand. Der 15 cm lange Metallfuß des Flower Powers dient zum Messen der Bodenbeschaffenheit wie Temperatur, Feuchtigkeit und Düngergehalt. Um zuverlässige Messwerte zu erhalten, muss der Pflanzensensor in unmittelbarer Nähe der Pflanze senkrecht komplett in den Boden gesteckt werden. Der Flower Power lässt sich deshalb ausschließlich in großen Töpfen einsetzen. Die Überwachung eines Bonsai in den typisch flachen Schalen ist daher nicht möglich.

Parrot Flower Power Bodensensor

Die Pflanze muss zwingend in Blumenerde oder sandartiger Erde gepflanzt sein, da der Flower Power sonst keine verlässlichen Daten zur Bodenbeschaffenheit liefert. In Seramis Granulat konnte der Flower Power beispielsweise keine Informationen zum Dünger ermitteln. Im Notfall muss man seine Pflanzen umtopfen oder aber auf den Einsatz des Flower Power verzichten.

Parrot Flower Power Lichtsensor

Mein Garten

Vor der ersten Benutzung des Flower Power Planzensensors installiert man die Flower Power App auf dem iPhone oder iPad und legt einen passwortgeschützten Account an. Eine angepasste App für das iPad gibt es nicht. Auf dem iPad muss man mit der skalierten iPhone App Vorlieb nehmen. Bei eingeschaltetem Bluetooth stellt die App automatisch eine Verbindung zum Pflanzensensor her. Dazu dürfen iPhone und Sensor nicht mehr als 10 Meter voneinander entfernt sein. Liegt ein Firmware-Update für den Flower Power vor, wird es heruntergeladen und installiert.

Parrot Flower Power Einstellungen

Damit die Pflanzendaten richtig interpretiert werden, weist man dem Flower Power über die App in „Mein Garten“ die passende Pflanze zu. Die Parrot Pflanzendatenbank enthält zwar mehr als 7000 Einträge, eine Amaryllis, die eigentlich überwacht werden sollte, war leider nicht dabei. Möchte man eine bestimmte Pflanze überwachen, so sollte man besser vor dem Kauf einen Blick in die Datenbank der kostenfreien Flower Power App werfen.

Parrot Flower Power Plant DB

Im Test verwendeten wir einen kleinen Ficus. Einfach die Pflanze aus der Datenbank auswählen, ihr einen individuellen Namen geben und sie mit einem eigenen Foto versehen. Das hilft bei der Überwachung mehrerer Pflanzen den Überblick zu behalten.

Parrot Flower Power eigene Pflanze

Außerdem legt man fest, ob es sich um eine Zimmer-oder Draußenpflanze handelt, sie im Topf oder im Boden wächst. Zusätzlich wird die GPS-Position der Pflanze über das iPhone bestimmt. Verändert man später den Standort der Pflanze oder wechselt den Flower Power zu einer anderen Pflanze, dann macht die App darauf aufmerksam und fragt nach, was von beidem zutrifft.

Flower Power mit und ohne App

In den ersten 24 Stunden ist lediglich die Anzeige von Live-Daten möglich. Der Flower Power zeigt dabei den aktuellen Feuchtigkeitsgehalt im Boden, die Lufttemperatur und die Sonneneinstrahlung an. Der Düngeranteil im Boden, der sich auf die Ionen-Konzentration beschränkt, wird im Live-View grundsätzlich nicht angezeigt. Erst nach einem Tag liegen genügend Daten vor, um sie an den Parrot-Server zur Auswertung zu schicken. Das geschieht automatisch, sobald sich das iPhone innerhalb der Bluetooth-Reichweite befindet. Die App muss dazu im Hintergrund laufen. Liegen die ersten Ergebnisse vor, werden sie grafisch in Verlaufsdiagrammen ausgegeben. Man kann sich die Daten für Tage, Wochen, Monate oder Jahre ansehen. In den Verlaufsdiagrammen ist dann auch der Düngeranteil im Boden ablesbar.

Parrot Flower Power Diagramm

Um es dem unbedarften Blumenfreund einfacher zu machen, zeigt die App in einem Ampelmodell an, ob die Pflanze genügend Wasser, Dünger und Licht bekommt sowie ihre Wohlfühltemperatur erreicht hat. Bei Grün ist alles in Ordnung. Sieht man aber irgendwo Rot oder Gelb, dann sollte man dringend etwas unternehmen. Um das festzustellen, muss man allerdings nicht regelmäßig die App aufrufen, sondern erhält über die Mitteilungszentrale des iPhones eine Nachricht, sobald die Pflanze etwas benötigt. Die Nachrichten fallen mit „Bitte gießen.“ eher nüchtern aus. Da wünscht man sich eine etwas persönlichere Kommunikation wie beispielsweise „Ich habe Durst, bitte gieß mich!“. Dann käme auch eher das Gefühl auf, dass die Pflanze mit einem spricht.

Parrot Flower Power Warnhinweis

Im einfachsten Fall muss man nur etwas Wasser nachgießen oder die Pflanze düngen, wenn sie sich meldet. Ist der Pflanze zu warm oder zu kalt oder stimmt die Sonneneinstrahlung nicht, muss man sie an einen anderen Standort umstellen. Das Tolle: Das System lernt nach einiger Zeit dazu und gibt bereits Pflegehinweise bevor es akut wird. So zeigt die App beispielsweise an, in wie vielen Tagen die Pflanze gegossen werden muss.

Parrot Flower Power Voraussage

Ohne iPhone geht es auch: Da Parrot die Daten der Pflanze bei der Synchronisation nicht nur auswertet, sondern auch speichert, stehen sie über den Parrot Account zusätzlich auf anderen Geräten zur Verfügung. Wer mag, schaut sich die Datenaufzeichnungen einfach im Browser eines Macs oder Windows PCs an.

Verbindungsprobleme

Der Flower Power funktioniert tatsächlich so einfach, wie es sich anhört. Allerdings klappt die automatische Synchronisation mit dem Parrot-Server nicht immer zuverlässig. Ist ein iPhone in Bluetooth-Nähe, sollte normalerweise alle 15 Minuten ein Verbindungsversuch erfolgen. Obwohl das iPhone mehrere Stunden in unmittelbarer Nähe der Pflanze lag, erfolgte mitunter keine Synchronisation mit dem Server und es wurden auch keine Nachrichten angezeigt. Wassermangel im Boden wurde dadurch zu spät gemeldet. Im Test war das kein Einzelfall, sodass man in der App ab und zu nachschauen sollte, ob die Pflanze etwas benötigt. Gut ist das nicht, denn der eigentliche Zweck des Flower Power, vorzeitig die Bedürfnisse der Pflanze zu melden, ist damit nicht gegeben.

Parrot Flower Power Verbindungsproblem

Außerdem schränkt die geringe Bluetooth-Reichweite die Nutzung des Pflanzensensors ein: Verwendet man den Flower Power beispielsweise im Garten, dann muss man regelmäßig in seine Nähe gehen, damit ein Datenabgleich erfolgt. Zwar gehen die aufgezeichneten Daten gehen nicht verloren, da der Speicher des Flower Powers Aufzeichnungen von etwa 80 Tagen speichert, bequem ist das aber nicht.

Parrot Flower Power Komplettansicht

Stromverbrauch

Angst um übermäßigen Stromverbrauch beim iPhone muss man nicht haben. Die Verbindung wird über Bluetooth 4.0 (Bluetooth Low Energy) realisiert, das äußerst stromsparend arbeitet. Nach einer Synchronisation wird die Verbindung sofort wieder beendet und benötigt dann keinen Strom mehr. Auch die Bestimmung des Ortes der Pflanze über GPS des iPhones erfolgt nur gelegentlich, sodass auch hier der Akku des iPhones nicht übermäßig belastet wird.

Parrot Flower Power Draufsicht

Als Stromversorgung dient beim Flower Power Pflanzensensor eine AAA-Batterie, die ihn rund ein halbes Jahr mit Strom versorgen soll. Testen konnten wir das nicht. Dazu war der Zeitraum von etwa zwölf Wochen zu kurz. Die Batterielaufzeit hängt auch davon ab, wie oft eine Bluetooth-Verbindung zum iPhone hergestellt wird und eine Synchronisierung erfolgt. Die angegebene Batterielaufzeit von sechs Monaten bei täglich zwei bis drei Synchronisationen scheint aber realistisch.

Pflanzenwart

Der Parrot Flower Power kostet rund 49 Euro (Straßenpreis). Jede Pflanze wird man aus Kostengründen nicht mit einem Sensor ausrüsten wollen. Möchte man trotzdem mehrere Pflanzen überwachen, dann kann man das auch mit nur einem Sensor tun. In „Mein Garten“ legt man dazu einfach weitere Pflanzen an und ordnet den Flower Power der gewünschten Pflanze zu. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass es einige Tage dauert, bis der Sensor verlässliche Daten etwa zu Licht und Temperatur und damit zur Eignung des Standortes liefert. Außerdem weiß man in dieser Zeit nicht, wie es den anderen Pflanzen geht und was sie gerade benötigen.

Parrot Flower Power im Topf

Fazit

Der Parrot Flower Power Pflanzensenor macht niemandem zum Pflanzenflüsterer. Er hilft aber dabei, mehr Sensibilität für seine Pflanzen zu entwickeln und auf deren Bedürfnisse gezielt einzugehen. Das funktionierte im Test sehr gut. Die Testpflanze hat sich hervorragend entwickelt. Getrübt wird das Bild aber durch den unzuverlässig funktionierenden Datenabgleich mit dem Server über das iPhone. Im schlimmsten Fall übersieht man Warnungen, sodass die Pflanze Schaden nimmt. Außerdem könnte die Pflanze ihren Bedarf etwas liebevoller ausdrücken können. So kommt nicht das Gefühl auf, mit einem Lebewesen zu kommunizieren.

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